Sportzahnmedizin

Was behandeln Zahnärzte für Sportzahnmedizin?

Die Sportzahnmedizin ist Teil einer interdisziplinären, modernen Sportmedizin. Sportzahnärzte sind in der Regel Allgemeinzahnärzte, die sich auf die besonderen Bedürfnisse von Leistungssportlern spezialisiert haben. Im Mittelpunkt stehen die Wechselwirkungen zwischen Zähnen und Körper, um dessen volles Leistungspotential ausschöpfen zu können.

Ein Aspekt ist die allgemeine Zahn- und Mundgesundheit. Dabei geht es um die Vorbeugung und Behandlung von leistungsmindernden Erkrankungen wie Karies, versteckten Entzündungsherden oder falschem Biss. Gerade in der Sport-Zahnmedizin spielt also Prävention eine bedeutende Rolle.

Ein weiterer Punkt ist die akute Versorgung von Traumata (gelockerte, verschobene, abgebrochene oder ausgeschlagene Zähne), insbesondere in Risikodisziplinen wie Eishockey oder Boxen.

Um das Verletzungsrisiko von Zähnen und Kiefer im Vorfeld zu reduzieren, wird vielfach ein entsprechender Mundschutz angepasst. Härtegrad und Beschaffenheit müssen auf Sportart, Tragekomfort und Atmung individuell abgestimmt werden. Ein falsch angepasster Mundschutz kann genau wie ein falscher Biss zu Verspannungen der Kaumuskulatur führen. Diese wirken sich möglicherweise negativ auf Hals-, Nacken-, Rumpf - und Beinmuskulatur aus, was wiederum zu Verletzungen oder Beschwerden an anderen Stellen führen kann. Im Spitzensport können derartige Nuancen entscheidend sein.

Des Weiteren stehen Varianten der Schienentherapie im Fokus. Diese Hilfsmittel können einerseits für eine optimierte Atmung (zur besseren Regeneration in Ruhe) sowie präventiv zum Schutz der Zähne (bei stressbedingtem Knirschen und Pressen) eingesetzt werden. Zusätzlich dienen Aufbissbehelfe zur Vorbeugung oder Entlastung bei funktionellen Kieferproblemen.

Darüber hinaus sind im Profi-Sportbereich sogenannte Performanceschienen im Einsatz. Diese können zur Optimierung von Körperhaltung, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Maximalkraft, Gleichgewicht, Stabilität, Ausdauer und Regeneration beitragen.

Wie findet man einen guten Sportzahnarzt?

Die Sportzahnmedizin hat sich in Deutschland erst seit wenigen Jahren als eigenes Fachgebiet etabliert. Vorreiter waren die USA, bei denen spezialisierte Zahnärzte in den interdisziplinären medizinischen Teams von Verbänden, College- und Profimannschaften schon länger selbstverständlich sind.

Spezialisierte Zahnärzte können in einigen Kammerbezirken einen sogenannten Tätigkeitsschwerpunkt Sportzahnmedizin ausweisen, wie etwa in Baden-Württemberg. (weitere Infos)

Dazu müssen in der Regel besondere Kenntnisse und Fähigkeiten sowie eine langjährige nachhaltige Tätigkeit in diesem Bereich nachgewiesen werden. Fortbildungen werden in Deutschland beispielsweise von der Akademie Praxis und Wissenschaft (APW) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Sportzahnmedizin e.V. (DGSZM) angeboten.

Nach bestandener Abschlussprüfung dieses Curriculums ist der Prüfling berechtigt, den Titel „Team-Zahnarzt der DGSZM“ und den „Tätigkeitsschwerpunkt Sportzahnmedizin“ auf dem Praxisschild zu führen. Damit kann der Zahnmediziner gegenüber Verbänden, Vereinen und Sportlern nachweisen, dass er sich intensiv mit der Sportzahnmedizin und einschlägigen Richtlinien (etwa zur Traumatologie oder zum Doping) auseinandergesetzt hat. (weitere Infos)

Darüber hinaus hat die Zahnärztekammer Hamburg 2021 erstmals in Zusammenarbeit mit der Deutschen  Gesellschaft für zahnärztliche Prävention und Rehabilitation im Spitzensport (DGzPRsport e.V.) und der IASD (International Association of Sports Dentistry) ein Curriculum Sportzahnmedizin als Grundlage für den Tätigkeitsschwerpunkt aufgelegt. (weitere Infos)

Welche Zertifizierungen gibt es für Sportzahnärzte?

Die deutsche Gesellschaft für Sportzahnmedizin (DGSZM e.V.) wurde 2016 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von Zahnärzten, Orthopäden, Physiotherapeuten und Technikern, die Erfahrung mit der Behandlung und Betreuung von Profi- und Leistungssportlern sowie von Mannschaften der ersten und zweiten deutschen Sportligen haben. Dabei besteht eine enge Kooperation mit anderen zahnärztlichen Fachgesellschaften sowie internationalen Akademien für Sportzahnmedizin. (weitere Infos)

  • Durch ein erfolgreich abgeschlossenes Curriculum Sportzahnmedizin kann sich der Zahnmediziner als ”Team-Zahnarzt der DGSZM” zertifizieren und darf einen entsprechenden Tätigkeitsschwerpunkt ausweisen. In vier Modulen werden Grundlagen der Sportzahnmedizin, Traumatologie, Möglichkeiten des Leistungstunings und humanmedizinisches Hintergrundwissen vermittelt. Das fünfte Modul ist der abschließenden Prüfung gewidmet. In diesem Rahmen müssen drei ausführlich dokumentierte Fälle aus den Bereichen Traumatologie, funktioneller Schienentherapie und Mundschutz präsentiert werden. Weit mehr als 200 Zahnärzte haben diese Fortbildung bereits absolviert, gehören zu den aktiven Mitgliedern der Fachgesellschaft und betreuen Sportlerinnen und Sportler im Leistungs- und Breitensport. (weitere Infos). Mit dem Titel „Team-Zahnarzt DGSZM“ gibt es außerdem die Möglichkeit, sich kostenpflichtig im Netzwerk Sportzahnärzte.de als Service-Partner-Praxis der Deutschen Sporthilfe registrieren zu lassen. 
  • Die Fachgesellschaft bietet eine zusätzliche Aufbau-Qualifikation als „Zertifizierter Spezialist Sportzahnmedizin (gemäß DGSZM)“. Voraussetzungen sind zwei Jahre sportzahnärztliche Tätigkeit nach abgeschlossenem Curriculum. Zusätzlich muss über drei Jahre die regelmäßige Betreuung einer Mannschaft der ersten Liga oder von fünf Spitzenathleten aus dem Nationalkader A/B in drei verschiedenen Sportarten nachgewiesen werden. Ebenso muss die entsprechende Zahnarztpraxis über eine Prophylaxeabteilung mit mindestens einer Dentalhygiene-Fachkraft verfügen. Der Zahnarzt selbst hat diverse Fortbildungen und eigene wissenschaftliche Tätigkeiten nachzuweisen. Das sollten mindestens der Besuch von zwei internationalen Fortbildungen, regelmäßige Teilnahme an Veranstaltungen der DGSZM, drei Vorträge als Referent oder Co-Referent, drei Veröffentlichungen zum Thema Sportzahnmedizin oder Durchführung und Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Studie zum Thema Sportzahnmedizin in Abstimmung mit der DGSZM und einer deutschen Hochschule sein. Schließlich ist noch ein halbstündiges Referat zu einem von der Prüfungskommission ausgewählten Thema zu halten.
    Darüber hinaus ist ein umfassendes Diagnose-, Behandlungs- und Prophylaxekonzept anhand von acht dokumentierten Behandlungsfällen aus unterschiedlichen Bereichen (je zwei aus der Traumatologie und Funktionstherapie) vorzustellen. Mindestens zwei Athleten aus dem A- oder B-Nationalkader beziehungsweise einer ersten Liga sollten behandelt worden sein.

Seit 2013 existiert die kleinere Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Prävention und Rehabilitation im Spitzensport  (DGzPRsport e.V.). Sie steht Zahnmedizinern, Medizinern und Physiotherapeuten offen. Aufgaben sieht diese Fachgesellschaft unter anderem in der Unterstützung von Sport-, Team-, Turnier- und Verbandsärzten sowie der Ausbildung und Zertifizierung von Sportzahnmedizinern. (weitere Infos)

  • Die DGzPRsport kann Mitglieder zum „Geprüften Experten für zahnärztliche Prävention und Rehabilitation im Spitzensport“ ernennen. Grundlage ist die zwölfmonatige Mitgliedschaft, die Teilnahme an mindestens zwei Fortbildungsveranstaltungen der DGzPRsport e.V. sowie das Bestehen einer schriftlichen Zertifizierungsprüfung mit den Bereichen Parodontologie, Traumatologie, Endodontie (Wurzelbehandlung), Implantologie, zahnärztlicher Prothetik, sowie weiteren fachübergreifenden Themen. Anhand von 20 Patientenfällen mit Verlaufskontrolle ist die Umsetzung eines ursachenorientierten Präventionskonzeptes in der eigenen Praxis nachzuweisen. Zusätzlich muss sich der Kandidat im Rahmen einer Vortragsveranstaltung mit eigenen wissenschaftlichen Studien oder Behandlungsfällen präsentieren. Alternativ kann die erfolgreiche Teilnahme an einer durch die IASD (International Association of Sports Dentistry) anerkannten Fortbildungsreihe (Curriculum) mit Abschlussprüfung anerkannt werden.
    Die Zertifizierung zum „Geprüften Experten für zahnärztliche Prävention und Rehabilitation im Spitzensport“ der DGzPRsport muss nach sechs Jahren erneuert werden. Das kann durch die Vorlage von mindestens fünf neuen, gut dokumentierten Behandlungsfällen von Spitzensportlern geschehen, aber auch durch die Teilnahme an mindestens acht Teamtraining-Veranstaltungen der Gesellschaft. 
  • Das Curriculum Sportzahnmedizin der DGzPRsport nennt als Zielqualifikation die Ausweisung eines Tätigkeitsschwerpunkts Sportzahnheilkunde. Es richtet sich an Zahnärzte, die schon im Spitzensport etabliert sind oder sich etablieren wollen. Die Fortbildung wird durch die IASD (International Association of Sports Dentistry) anerkannt. Es berechtigt Mitglieder zum Führen des Titels „Diplomate Status der IASD“ und der Bezeichnung „Team Dentist ( IASD)“. In acht Themenmodulen und zwei Blöcken erhält der Zahnarzt eine Einführung in Sportmedizin, Sportwissenschaft und Sportzahnmedizin. Während der einjährigen Fortbildung sollte ein ambitioniertes Amateurteam betreut werden, sodass das Erlernte systematisch in die Praxis umgesetzt und kontrolliert werden kann. Jeder Baustein wird mit einer schriftlichen Erfolgskontrolle beendet.
  • Sind die genannten Blöcke des Curriculums erfolgreich absolviert, gibt es die Möglichkeit, in einem Block C zwei weitere Bausteine zum Thema Recht und Liquidation sowie Administration und Organisation zu belegen. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung und  mindestens dreijähriger Tätigkeit als Sportzahnarzt oder Team Dentist kann der Zahnarzt damit den Titel „Zahnmedizinischer Koordinator im Sport“ („Dental Coordinator“) erwerben. Aufgabenfeld ist unter anderem die Organisation aller zahnmedizinischen Belange innerhalb einer Sportinstitution, eines Verbandes oder eines Vereins. Darunter fallen auch die Maßnahmen der betreuenden Zahnärzte. (weitere Infos)