Wie wird man Zahnarzt in Deutschland?
In Deutschland kann man auf unterschiedliche Weise die Approbation (staatliche Erlaubnis zum Praktizieren) als Zahnarzt erwerben. Normalerweise geschieht das über ein Studium der Zahnmedizin an einer deutschen Universität. Derzeit bieten 30 Unis einen Studiengang Zahnmedizin oder Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an. Dazu kommt voraussichtlich 2024 noch eine weitere; die medizinische Hochschule Brandenburg. Zusätzlich gibt es Möglichkeiten für ein Zahnmedizin-Studium im deutschsprachigen Ausland, fünf Universitäten in Österreich und vier in der Schweiz. Weitere Informationen zum Zahnarzt Studium finden Sie hier. Auch an zwei ungarischen Universitäten (Budapest und Pécs) kann man in deutscher Sprache Zahnmedizin studieren. (weitere Infos)
Das Studium im Ausland erscheint attraktiv. 15.770 Bewerbungen standen im Wintersemester 2020/21 nur 1.547 Studienplätzen in Deutschland gegenüber. (weitere Infos)
Grundsätzlich wird für ein Zahnmedizin-Studium die Hochschulreife (Abitur oder Fachabitur) vorausgesetzt. Alternativ gilt auch eine abgeschlossene, einschlägige Berufsausbildung (etwa als Zahnmedizinische Fachassistenz oder Zahntechniker) als Qualifikation. Für die medizinische Fachsprache ist das Latinum oder das Bestehen eines Terminologie-Kurses nötig. Die Bewerbung für das Fach läuft über das Portal hochschulstart.de.
Insgesamt gelten strikte Zulassungsbeschränkungen. 30 Prozent der Plätze werden unter den Absolventen mit den besten Abiturnoten vergeben (Numerus Clausus, NC). Im Wintersemester 2022/23 lag der NC bei maximal 1,3 (in Niedersachsen). (weitere Infos)
Seit 2020 gibt es keine Wartesemester mehr. Eine „Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ)“ von zehn Prozent berücksichtigt das Ergebnis des Tests für Medizinische Studiengänge (TMS) oder eine vorherige Berufsausbildung. Die restlichen 60 Prozent der Studienplätze vergeben die Universitäten über eigene Auswahlverfahren. Dabei können Kombinationen aus Abiturnote, Eignungstests, einschlägigen Freiwilligendiensten, Ehrenämtern, Motivationsschreiben und persönlichen Interviews in unterschiedlichen Gewichtungen eine Rolle spielen. (weitere Infos)
Ein Sonderprogramm existiert in Sachsen-Anhalt. Die dortige Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) hat verschiedene Stipendien für Zahnmedizin-Studenten aufgelegt. Mit einem Abiturschnitt bis zu 2,6 kann man in Ungarn (Pécs) Zahnmedizin studieren. Im Gegenzug verpflichten sich die künftigen Zahnärzte, danach für fünf Jahre in Sachsen-Anhalt tätig zu sein. (weitere Infos)
In Österreich gibt es an den staatlichen Universitäten Graz, Innsbruck und Wien 150 Plätze, denen rund 1.100 Studieninteressierte gegenüberstehen. Es existiert kein NC. Grundlage des Auswahlverfahrens ist ein Eignungstest (MedAT-Z). Nach einer Quotenregelung gehen 75 Prozent der Studienplätze an Österreicher, 20 Prozent an EU-Bürger und 5 Prozent an nicht EU-Bürger. Die genannten Universitäten fordern bislang keine Studiengebühren.
An der Danube Private University (DPU) in Krems ist ein Aufnahmetest zu absolvieren. Die Gesamtstudienkosten für sechs Jahre Zahnmedizin-Studium belaufen sich auf derzeit 170.100 Euro (Stand 2023). An der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien gibt es ein umfangreiches Auswahlverfahren aus Tests, Assessments und Interviews. (weitere Infos). Die Kosten für das sechssemestrige Bachelor-Studium betragen 75.000 Euro, (weitere Infos) für den nötigen dreijährigen Masterstudiengang noch einmal 84.000 Euro.
Wie in Österreich gibt es auch in der Schweiz keinen Numerus Clausus für Zahnmedizin. Dafür muss ein spezifischer „Eignungstest für das Medizinstudium in der Schweiz“ (EMS) absolviert werden. Die Universitäten (Basel, Bern, Genf, Zürich) entscheiden individuell über die Aufnahme von Kandidaten. Es wird lediglich empfohlen, nur Bewerber mit einem Abiturschnitt bis zu 2,0 zuzulassen. Die Gebühren betragen je nach Hochschule pro Jahr zwischen 1.000 und 8.000 Schweizer Franken. (weitere Infos)
Bei den Bewerbungen für die deutschsprachigen Programme in Ungarn (Budapest und Pécs) wird auf den Notenschnitt im Abitur und auf die Belegung von Leistungskursen und Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern Wert gelegt. Von Vorteil sind Praktika, Ausbildungen oder ein Freiwilliges Soziales Jahr im Gesundheitsbereich. Die Gebühren für das fünfjährige Studium betragen in Budapest pro Jahr 16.600 Euro, in Pécs 15.440 Euro. (weitere Infos)
Die Berufsqualifikationen von Zahnärzten aus der Schweiz, der EU oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) werden in Deutschland üblicherweise automatisch anerkannt, wenn ein Antrag auf Approbation (staatliche Zulassung) bei den zuständigen Landeszahnärztekammern gestellt wird. Zusätzlich muss jedoch gesichert sein, dass die erforderlichen Kenntnisse der deutschen Sprache vorliegen. (weitere Infos). Es sind im Laufe des Anerkennungsverfahrens Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 und medizinische Fachsprachkenntnisse auf dem Niveau C1 durch Sprachprüfung bei der Ärztekammer nachzuweisen. Zahnärzte aus Drittstaaten müssen zusätzlich die Gleichwertigkeit ihres Zahnmedizin-Studiums durch eine Kenntnisprüfung nachweisen. (weitere Infos)
Wie viele Zahnärzte gibt es in Deutschland?
Für das Jahr 2021 meldet die Gesundheitsberichterstattung des Bundes 100.491 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland, 72.683 davon waren zahnärztlich tätig. 46.700 arbeiteten als Niedergelassene in der eigenen Zahnarztpraxis, 22.794 dagegen als Angestellte. Bei der Gesamtzahl der Zahnmediziner in Deutschland halten sich Männer und Frauen noch in etwa die Waage. In der Niederlassung zählt man deutlich weniger Zahnärztinnen. In der Anstellung überwiegen deutlich die Frauen. (weitere Infos)
Die Mitgliederstatistiken der Landeszahnärztekammern (Stichtag 31. Dezember 2020) deuten darauf hin, dass ältere Zahnärzte auch nach dem Renteneintrittsalter (über 66) weiterarbeiten, häufig als Angestellte in der Praxis des Nachfolgers. Insgesamt ist die Zahnärzteschaft in Deutschland relativ alt (Niedergelassene im Schnitt 53,2 Jahre). Nach Schätzungen geht bis 2030 jeder zweite deutsche Zahnarzt in Ruhestand, was sich schon heute in strukturschwachen Regionen als Versorgungsmangel abzeichnet.
Dabei ist das Interesse am Zahnmedizin-Studium groß, das Angebot an Studienplätzen allerdings begrenzt. 15.770 Bewerbungen standen im Wintersemester 2020/21 nur 1.547 Studienplätzen in Deutschland gegenüber. (weitere Infos)
Ein entscheidender Trend: In der Zahnmedizin zeichnet sich eine zunehmende Feminisierung ab. Im Wintersemester 2022/23 waren in Deutschland insgesamt 15.674 Studierende im Fach Zahnmedizin eingeschrieben, rund zwei Drittel davon weiblich. (weitere Infos). Ein ähnliches Bild bietet sich naturgemäß bei den Abschlüssen, nicht ganz so deutlich bei den Promotionen (590 zu 347 im Jahr 2020).
Zum Stichtag 31.12.2020 praktizierten insgesamt 4.771 ausländische Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland. 6,6 Prozent haben ausschließlich die Staatsbürgerschaft eines anderen Landes (ohne doppelte Staatsbürgerschaft). Die fünf häufigsten sind syrisch, rumänisch, griechisch, niederländisch und polnisch. (weitere Infos)
Welche Art von Zahnarztpraxen gibt es in Deutschland?
In Deutschland gab es im Jahr 2019 37.900 Zahnarztpraxen, davon knapp 30.000 als Einzelpraxen, der Rest in sogenannten „Berufsausübungsgemeinschaften“. (weitere Infos)
Die meisten Zahnärzte behandeln Privat- und Kassenpatienten, sind also sogenannte Vertragspraxen, die Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen abgeschlossen haben. Es gibt jedoch auch Zahnarztpraxen, die sich auf Privatpatienten spezialisiert haben. Die Privatzahnärztliche Vereinigung Deutschlands schätzt deren Zahl auf ungefähr 400. (weitere Infos)
Neben Gemeinschaftspraxen gibt es auch andere Organisationsformen, beispielsweise zahnmedizinische Versorgungszentren (zMVZ). Hier finden sich angestellte Zahnärzte mit unterschiedlichen Spezialisierungen unter einem Dach. Im ersten Quartal 2020 gab es in der Bundesrepublik rund 1.000 zMVZ. Die Tendenz ist steigend. (weitere Infos)
Zahnkliniken sind oftmals an Universitäten oder Krankenhäuser angeschlossen. Daneben existieren aber auch private zahnärztliche Praxiskliniken. Oftmals sind in dort mehrere Fachrichtungen der Zahnmedizin vertreten. Aber auch Spezialisierungen, beispielsweise auf Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, Implantologie oder Ästhetik sind möglich. Patienten können in einer Zahnklinik sowohl ambulant als auch stationär behandelt werden. Letzteres ist insbesondere bei größeren Eingriffen oder in Notfällen sinnvoll. In Deutschland wird die Zahl der Zahnkliniken mit über 100 angegeben. (weitere Infos)