Zahnarzt-Studium

Wie ist ein Zahnmedizin-Studium aufgebaut?

Das Zahnmedizin-Studium setzt sich aus zwei großen Abschnitten zusammen (Vorklinik und Klinik). Im vorklinischen Teil lernt man naturwissenschaftliche und zahntechnische Grundlagen für die Arbeit an den Patienten. Ist das Vorphysikum („Naturwissenschaftliche Vorprüfung“ mit Biologie, Chemie und Physik) bestanden, kommen sogenannte Phantomkurse an „Dummys“ dazu, weitere humanmedizinische Fächer sowie ein Zahntechnikkurs (TPK, Technischer Kurs der Propädeutik).

Nach dem fünften Semester steht mit dem Physikum die zweite Prüfung an, unter anderem in den Fächern Anatomie, Physiologie und Physiologische Chemie. In Zahnersatzkunde muss eine praktische Prüfung über sieben Tage absolviert werden.

Der klinische Teil des Studiums findet an einer Zahn- oder Universitätsklinik statt. In diesem Studienabschnitt geht es um die Vertiefung des Wissens und bereits um die praktischen Behandlungen, zunächst an sogenannten Phantomköpfen, danach an Patienten. Abschluss des gesamten Studiums bildet ein umfangreiches Staatsexamen, mit 16 mündlichen Prüfungen und praktischen Teilen über mehrere Wochen. Danach dürfen sich die Absolventen Zahnarzt oder Zahnärztin nennen. Nur wenn eine Doktorarbeit geschrieben wurde, kommt der Titel Dr. med. dent. dazu.

Was lernen Zahnmedizin-Studenten während des Studiums?

Das Zahnmedizin-Studium ist im Vergleich zur Humanmedizin stark praxisorientiert. Ziel ist es, Krankheiten und Fehlstellungen am Gebiss zu erkennen, um Schäden vorzubeugen oder erfolgreich zu behandeln. Neben den theoretischen Grundlagen üben die Studenten bereits in den ersten Semestern „Hands-on“. Allerdings gibt es bundesweit keine einheitlichen Regelungen zu den genauen Inhalten der Veranstaltungen. Die Aufgaben können von Universität zu Universität variieren.

Im Zahntechnikkurs wird beispielsweise die Herstellung von Zahnprothesen oder Kronen abstrakt im Labor geübt. Im darauf folgenden Phantomkurs arbeitet man bereits relativ realistisch an künstlichen Köpfen mit Gummimaske und austauschbaren Kunststoffzähnen.

Die Phantomkurse finden meist in einem Saal mit mehreren Behandlungseinheiten (Patientenstuhl, Beleuchtung, Bohrer, Sauger und so weiter) statt. Außerdem stehen zahntechnische Geräte zur Herstellung von Zahnersatz zur Verfügung. In einem Testatheft wird jeder Arbeitsschritt von einem Betreuer aufgezeichnet und abgesegnet. Wegen der großen Zahl an Studierenden kann es jedoch sein, dass diese nicht so oft und intensiv zum Üben kommen, wie sie gerne möchten.

In höheren Semestern behandeln die Studenten bereits menschliche Patienten, allerdings engmaschig betreut. In den klinischen Kursen ab dem siebten Fachsemester sollen alle relevanten diagnostischen, präventiven, restaurativen und parodontologischen Behandlungsmaßnahmen durchgeführt werden. Es geht um Zahnerhaltung und Parodontologie, auch um Kariesdiagnostik, Befund und Behandlungsplanung. Dazu gehören professionelle Zahnreinigung, verschieden komplexe Füllungen, Wurzelbehandlungen, Röntgen, aber auch OP- und Nahttechniken, die größtenteils an tierischen Präparaten durchgeführt werden.

Ähnlich wie im Phantomkurs zur Zahnerhaltung werden einzelne Arbeitsschritte durch den Assistenz- oder Oberarzt abgesegnet und unterschrieben (Testatschritt). So steht der Behandler unter Kontrolle und der Patient kann sich sicher sein, dass die Behandlung korrekt abläuft.

Am Ende der klinischen Kurse muss eine bestimmte Punktzahl aus unterschiedlichen Teilbereichen erreicht werden. Oft herrscht Patientenmangel, sodass Studenten Freunde, Verwandte und Bekannte rekrutieren. Manche Patienten sind aber schon jahrelang im Studentenkurs in Behandlung. Immerhin zahlen sie für hochwertige Behandlungen nur einen vergleichsweise geringen Eigenanteil.

An welchen Universitäten kann man studieren?

In Deutschland kann man an folgenden Universitäten und Hochschulen Zahnmedizin studieren:

  1. Technische Universität Dresden
  2. Universität Leipzig
  3. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  4. Friedrich-Schiller-Universität Jena
  5. Freie Universität Berlin
  6. Universität Greifswald
  7. Universität Rostock
  8. Universität Hamburg
  9. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
  10. Medizinische Hochschule Hannover
  11. Philipps-Universität Marburg
  12. Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
  13. Georg-August-Universität Göttingen
  14. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  15. Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  16. Universität zu Köln
  17. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
  18. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  19. Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
  20. Universität Witten-Herdecke (Privatuniversität)
  21. Goethe-Universität Frankfurt
  22. Universität des Saarlandes
  23. Universität Heidelberg
  24. Eberhard Karls Universität Tübingen
  25. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  26. Ludwig-Maximilians-Universität München
  27. Universität Ulm
  28. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  29. Universität Regensburg
  30. Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Zusätzlich plant die medizinische Hochschule Brandenburg, ab 2024 ein Zahnmedizin-Studium anzubieten.

In Österreich kann man an folgenden Universitäten Zahnmedizin studieren:

  1. Danube Private University (DPU), Krems
  2. Medizinische Universität Graz
  3. Medizinische Universität Innsbruck
  4. Medizinische Universität Wien
  5. Siegmund-Freud-Privatuniversität Wien

In der Schweiz kann man an folgenden Universitäten Zahnmedizin studieren

  1. Universität Basel
  2. Universität Bern
  3. Universität Genf
  4. Universität Zürich 

Sind manche Universitäten für Zahnmedizin besser als andere?

In Deutschland gibt es 30 Universitäten, die ein Studium der Zahnmedizin anbieten. Die Ausbildung in diesem Fach soll zu den besten der Welt zählen. Die Studienplätze sind begrenzt und werden nach strengen Auswahlkriterien vergeben. Dazu zählt beispielsweise ein Numerus Clausus, der in Deutschland bei einem Abiturschnitt von circa 1,3 (Wintersemester 2021/22) liegt. Teilweise gibt es individuelle Auswahlverfahren der Hochschulen. 20 Prozent der Plätze werden nach Wartezeiten vergeben. Ein Test für medizinische Studiengänge (TMS) kann an bestimmten Universitäten (Freiburg, Halle, Heidelberg, Mainz, Regensburg, Tübingen, Ulm und Würzburg) die Chance auf einen Studienplatz erhöhen. Private Universitäten haben eigene Auswahlverfahren. Das kann vom Motivationsschreiben über persönliche Gespräche bis zur Praxisprüfung reichen.

Die Universitäten werden regelmäßig nach der Qualität ihrer Studienbedingungen bewertet. Nach den Angaben des CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) belegten 2021 unter anderem die Universität Göttingen und die Universität Witten/Herdecke Spitzenplätze. Dabei legten die Studierenden großen Wert auf Betreuung und Unterstützung, Ausstattung der Bibliothek, die IT-Infrastruktur und die praktischen Trainingseinrichtungen. Universitäten mit einem hohen wissenschaftlichen Standard in Kombination mit relevantem Praxisbezug stehen in den Rankings oft auf den vorderen Plätzen.

Was dürfen und können Zahnmedizin-Absolventen nach Abschluss des Studiums?

Grundsätzlich darf jeder Absolvent der Zahnmedizin nach bestandenem Staatsexamen und Approbation (staatlicher Zulassung) alle zahnärztliche Therapiemaßnahmen durchführen. Dazu zählen unter anderem das Röntgen, Prophylaxe oder die Zahntechnik.

  • Wichtiger Teilbereich des Studiums ist die konservierende Zahnheilkunde mit dem Ziel der Zahnerhaltung. Hier geht es um Karies und Füllungstherapie (Kariologie) sowie Wurzelbehandlungen (Endodontie).
  • Behandlungen rund um den Zahnhalteapparat fallen ins Fachgebiet Parodontologie.
  • Ein weiteres Fachgebiet ist die Oralchirurgie, die sich mit operativen Eingriffen im Mundraum beschäftigt, etwa der Entfernung von Weisheitszähnen.
  • Im Fachbereich der Prothetik geht es um Zahnersatz.
  • Ein weiteres Teilgebiet des Studiums gibt erste Einblicke in die Kieferorthopädie, die sich mit Zahn- und Kieferfehlstellungen beschäftigt.

In der Realität kann das fünfjährige Studium nicht alle Kompetenzen in den unterschiedlichen Fachrichtungen vermitteln. Die Inhalte samt Approbationsordnung für Ärzte und Zahnärzte sollen schon seit einiger Zeit auf einen aktuellen Stand gebracht werden. Die Expertenkommission zum Masterplan Medizinstudium 2020 fordert unter anderem eine stärkere Digitalisierung und Ausrichtung an modernen Behandlungsmethoden. Implantationen, Wurzelbehandlungen unter dem Mikroskop, digitale Abformungen oder der Umgang mit 3D-Druckern können im Idealfall im Studium eine Rolle spielen, gehören aber nicht zu den regulären Studieninhalten.

Die meisten Zahnmedizin-Absolventen treten nach der Approbation – der staatlichen Zulassung - eine Stelle als Vorbereitungsassistenten an, um eine Kassenzulassung zu erhalten. Das dient auch der Vertiefung von beruflichen Kenntnissen und Fertigkeiten. Die Inhalte hängen natürlich von den jeweiligen Praxen, der Ausstattung und den dortigen Behandlern ab.

Darüber hinaus gibt es für alle Zahnärzte mit Kassenzulassung eine gesetzliche Pflicht zur Fortbildung, in der sogenannte Credits nachgewiesen werden müssen. Im Laufe von fünf Jahren müssen 125 sogenannte CME-Punkte nachgewiesen werden (CME: Continuing Medical Education). Zahnärzte können in diesem Rahmen fachliche Schwerpunkte setzen, sich auf ein Gebiet spezialisieren oder in mehreren Jahren zum Fachzahnarzt für Kieferorthopädie, Oralchirurgie, Parodontologie oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie weiterbilden.