Zukunft der Zahnmedizin

Was sind Zukunftstrends in der Zahnmedizin?

Bereits heute behandeln Zahnärzte in der Bundesrepublik weniger Karies als je zuvor, sagt die aktuelle Deutsche Mundgesundheitsstudie. Die Bemühungen um Prävention (Professionelle Zahnreinigung, Aufklärung und verbesserte Mundgesundheit) aus der Vergangenheit waren demnach in alle Bereichen und sozialen Schichten erfolgreich. Senioren leiden beispielsweise nur noch selten unter völliger Zahnlosigkeit. Auch schwere Parodontitis-Erkrankungen, typische Leiden älterer Menschen, sind zurückgegangen. Aufgrund des demographischen Wandels rechnet man jedoch damit, dass es hier in Zukunft verstärkten Handlungsbedarf gibt. Zahnerkrankungen werden sich in Zukunft noch stärker auf Menschen mit hohem Alter und Pflegebedarf verlagern. Denn Hochbetagte können beispielsweise Zähne und Prothesen nicht mehr eigenständig reinigen. Auch die Organisation und Wahrnehmung eines Zahnarzttermins wird mit zunehmendem Alter schwieriger. Formen von geistigen und körperlichen Einschränkungen bei älteren Patienten werden also eine Herausforderung für die zahnmedizinische Versorgung in der Zukunft darstellen. (weitere Infos)

Ein weiterer, eher gegenläufiger Trend: Die Zahl ästhetischer Zahnbehandlungen nimmt zu. Dazu gehören Bleaching (Zahnaufhellung), Veneers (Verblendschalen) zur Kaschierung von Verfärbungen und Unregelmäßigkeiten, aber auch kieferorthopädische Behandlungen für Erwachsene, oft mit unsichtbaren Zahnspangen (Aligner). Der Trend zu makellosen Zähnen breitet sich von Nordamerika her aus. In den USA wird bis 2025 ein jährliches Wachstum kosmetischer Behandlungen von über sieben Prozent erwartet. (weitere Infos)

Was sind Zukunftstechnologien in der Zahnmedizin?

Die Digitalisierung ist auch in der Zahnmedizin in unterschiedlichen Bereichen angekommen. Statt Abdrücken mit aushärtenden Massen übernehmen zunehmend Intraoralscanner Aufgaben in der Abformung von Zähnen und Kiefern. Digitale Aufnahmen von Zähnen und Kiefern, zwei oder dreidimensionale Röntgenbilder in bester Auflösung dienen den Patienten zur Veranschaulichung und den Zahnärzten zur besseren Diagnose oder Planung – egal ob für Wurzelbehandlungen, Operationen oder kieferorthopädische Therapien. Sogenannter Digital Workflow macht insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahnlabor genauer, einfacher und schneller. Mithilfe von CAD/CAM-Programmen zum Fräsen oder 3D-Drucken lassen sich Kronen genauso exakt herstellen wie Bohrschablonen für Implantationen. In der computerunterstützten Implantologie kann man unter anderem das Setzen von Implantaten simulieren. Immer mehr Zahnärzte spezialisieren sich auf digitale Zahnheilkunde. Weitere Informationen zum Thema Digitale Zahnheilkunde finden Sie hier.

Die Entwicklung schreitet rasant voran. Bereits 2015 führte in Japan ein Roboter eine erste Weisheitszahn-OP durch; (weitere Infos) zwei Jahre später fand in China eine Roboter-Zahnimplantation statt. (weitere Infos)

Die Schlüsseltechnologie heißt KI (Künstliche Intelligenz). Komplett computergesteuerte Eingriffe sind im zahnmedizinischen Alltag noch weitgehend Zukunftsmusik. Allerdings nimmt der Einsatz von KI in verschiedenen Bereichen zu, beispielsweise in der Diagnostik bei der Auswertung von Röntgenbildern und Befunden, bei der Therapieplanung sowie der Überwachung von Parametern während einer Behandlung. (weitere Infos)

Was sind die Zukunftstrends in Zahnarztpraxen?

Die Zukunft der Zahnmedizin ist eindeutig weiblich. Im Wintersemester 2022/23 waren in Deutschland bereits rund zwei Drittel aller Zahnmedizin-Studenten Frauen. (weitere Infos)  Das hat unter anderem Auswirkungen auf die Praxisstrukturen. Denn die Absolventinnen haben in der Regel eine andere Lebensplanung als ihre männlichen Kollegen. Auch wenn grundsätzlich Gleichberechtigung herrscht, entscheiden sich viele Zahnärztinnen lieber für ein Angestelltenverhältnis oder Teilzeittätigkeit, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können.  (weitere Infos)  Generell zeigt sich, dass die Zahl der niedergelassenen Zahnärzte in den allermeisten Bundesländern abnimmt, die Zahl der angestellten Zahnärzte in Praxen und zahnmedizinischen Versorgungszentren jedoch deutlich steigt. (weitere Infos)

Im Schnitt sind die deutschen Zahnärzte derzeit etwas über 50 Jahre alt. Um 2030 dürften rund die Hälfte von ihnen in den Ruhestand gehen. Selbst wenn einige nach dem Renteneintritt weiterarbeiten, droht ein akuter Mangel an Zahnmedizinern. Dieser ist heute schon in einigen Regionen, oft auf dem Land, spürbar. Denn viele junge Zahnärzte zieht es in die Städte, in größere Kooperationen und ins Angestelltenverhältnis. Finanzielles Risiko, Bürokratie sowie hoher zeitlicher, persönlicher und finanzieller Einsatz schrecken in vielen Fällen von der eigenen Praxis ab. (weitere Infos)

Der Trend geht definitiv Richtung städtischer Großpraxen. Das ist zusätzlich bedingt durch den technologischen und medizinischen Fortschritt. Moderne Geräte und Therapien fordern vermehrt Investitionen und Spezialisierungen. Der Generalist in der Einzelpraxis hat es zunehmend schwerer. Teilen sich jedoch mehrere Zahnärzte Räume und Ausstattung, sind die Herausforderungen für den einzelnen geringer. Finden sich dann noch Allrounder und Spezialisten unter einem Dach, ergänzen sich diese in der Behandlung. Das erspart den Patienten unnötige Wege und bietet mehr Service. Denn größere Kooperationen und zahnmedizinische Versorgungszentren sind in Sachen Öffnungszeiten und Notdienst in der Regel organisatorisch flexibler.

Auch das Zukunftsthema Nachhaltigkeit (effektive Auslastung von Räumen und Geräten, Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel, Müllreduzierung, Energiesparen) lässt sich in städtischen Großpraxen oft leichter umsetzen als in Einzelpraxen auf dem Land.

Was sind die Zukunftstrends im Gesundheitswesen?

Der medizinische Fortschritt schreitet in der Zahnmedizin mit Riesenschritten voran. Das bewirkt unter anderem, dass Diagnostik und Behandlungen zunehmend kostenintensiver werden. Patienten müssen schon heute bei vielen Therapien (Kunststofffüllungen, Implantate, Prothesen) privat zuzahlen. Diese Situation wird sich voraussichtlich aufgrund der unterfinanzierten Gesetzlichen Krankenversicherung noch verschärfen.

Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein großes Thema, Stichwort „elektronische Patientenakte (ePA)“. Die persönliche ePA kann grundsätzlich alle Daten zu Anamnese, Befunden oder Behandlungen, Medikationsplan, Notfalldaten oder Arztbriefe digital zusammenführen, sodass es auf dem Smartphone abrufbar wird. Die elektronische Patientenakte soll stufenweise eingeführt werden.

Bereits seit 2021 können gesetzlich Versicherte auf freiwilliger Basis die ePA ihrer Krankenkasse nutzen. Jedoch nehmen weniger als ein Prozent dieses Angebot derzeit in Anspruch. Denn viele Details sind noch nicht geklärt. Bisher müssen sich beispielsweise die Patienten selbst um das Befüllen der elektronischen Akte mit relevanten Daten kümmern. Eine strukturierte Ablage ist noch nicht möglich. In vielen Praxen und Krankenhäusern existieren noch keine Schnittstellen mit vorhandenen Systemen.

Außerdem soll das bisherige Konzept der elektronischen Patientenakte bis 2025 grundlegend geändert werden. Ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren ist angekündigt. (weitere Infos)